Der Internationalsozialist
DER
GLOBALSOZIALIST
Vorab: Der Begriff ist falsch, weil allgemein falsch verwendet. Erstens gehen die Meinungen über sozial schon auseinander. Zweitens ist es unglücklich, einen -ISMUS zu verwenden, wenn eine Doktrin schon impliziert ist. Drittens ist die Nummer nicht gendertauglich, wenn es um eine Marketingstrategie geht. Viertens ist das Hauptwort Nationalsozialist derart zurecht belastet, dass die logische Aufhebung dessen im Globalen nicht besonders auffällig ist. Fünftens: Der Begriff ist sowas von falsch ausgelutscht, dass es fast lustig ist, die Funktionäre mit ihren Manifesten und Parteibüchern wedeln zu sehen, ohne (Schames)rot zu werden. Zur Info: Ich tendiere zu der Auffassung von Max Weber, was den Sozialbegriff als solchen anbelangt. Wenngleich Ernst Bloch das Mäntelchen der Realität mehr mit dem Sein und dem Werden auf Basis des Gewesenseins und des Sein-Sollens in wilde Schluss-Nichtschlussfolgerungen stürzt, die zum Teil besser klingen als sie sind, in einem nicht lösbaren Wechselspiel aus Weg uns Ziel, aus Glaube und Religion, aus Bewusstsein und Staat, halte ich mich lieber an die täglichen Nachrichten, in dem Vertrauen auf uns Menschen, dass wir vieles hätten verhindern können. Den Menschen an sich verstehen zu wollen, kann eine nette Lebensaufgabe sein. Das wir es alle, mehr oder minder, mit Gemeinsam-Schaffen, schaffen könnten, das wird, meines Erachtens, nie in Frage gestellt. Warum tun wir es dann nicht? Rational. Im Rahmen unseres Handlungsraumes, den wir Leben nennen. Hier eingreifend in die Definition, ist die Frage der gesellschaftlichen Relevanz (Familie, Nachbarn, Dorf, Land, Staat, Erdbevölkerung) einerlei. Die Welt is so klein und empfindlich geworden, dass es vielleicht immer noch unwichtig ist, wenn in China ein Sack Reis umfällt, aber sich die diplomatische Welt in die Hosen macht, wenn in Russland ein verkümmerter Schmetterling Luft bewegt. Wir gehören alle zusammen. Der Vorteil daran, nicht alle persönlich zu kennen ist, dass man weniger um sie besorgt ist aber auch, dass sie weniger Nerven. Fakt ist: Sie sind da und müssten weniger Sorgen und Ängste haben, wenn wir uns alle solidarisieren. Ich spreche nicht von einer Spendengala kurz vor Weihnachten, auch wenn sie ihren Zweck erfüllt, weil wir so sind, wie wir sind. Es ist auch nicht die große Umverteilung von Vermögenswerten gemeint und gleichsam Prinzipien aus der Evolutionstheorie völlig zu entkräften, um in einer Versorgtheitsmentalität unterzugehen. Ich meine die wachsende Erkenntnis, dass die Tragweite von Ereignissen sich erhöht hat und ein Pragmatismus hier auch Selbsterhalt bedeutet.
Ich spreche davon, den Kopf und den Arsch zu bewegen.
Marc Krautwedel